Mit Kind ist alles anders. Stimmt. Alles. Die Wohnung weniger aufgeräumt. Windeleimer und Babybettchen ziehen ein. Ruhige Nächte, die ziehen aus. Und was gewinnen wir mit Kind? Es ist mehr als das warme Glück, ein zahnloses Lächeln zu bekommen. Ein erstes Mama, Papa. Kinderkriegen ist bestes Survival-Training, es härtet für Krisenmanagement. Es schult, wie man Entscheidungen schnell und gut trifft. Ach ja, und dabei macht uns Kinderkriegen ganz und gar menschlich.
Mütter, Väter, ihr seid verdammt viel mehr wert im Job, wenn ihr nach der Elternzeit wieder startet!
Der Härtetest Geburt
Schon mal geübt, über Grenzen zu gehen? Im Hochseilgarten oder so? Bei Trainings für Führungskräfte? Kann man machen. Was sich allerdings im Kreißsaal ereignet, löst Grenzen wirklich auf. Wir (und da meine ich Väter und Co-Mütter auch) müssen körperlich aushalten, was wir uns nicht vorstellen und schon gar nicht üben konnten. Klar, es sind Fachleute dabei, die unterstützen und helfen. Letztendlich ist es aber wie bei guten Beratern, die man sich von außen kauft: kluger Blick von außen, vielleicht sogar präzise Handlungsanweisung, aber am Ende müssen wir da selber durch. Auf die eigene Kraft vertrauen, den Kopf sogar, mal ausschalten, nicht alles steuern wollen und die Dinge geschehen lassen.
Leuchtet alles ein für die Frau, die das Kind zur Welt gebracht hat? Und ihr jetzt Grenzen und Anstrengungen keine Angst mehr einjagen können?
Was die Männer (und Co-Mütter) erleben, wenn sie mit im Kreißsaal sind, ist auf andere Art das super Training schlechthin. Denn: Ein Teammitglied muss einen Riesenjob allein machen. Dabei bleiben, unterstützen, aber nicht wirklich helfen können, es aushalten, wie die Aufgabe größer und größer wird. Ein Zurück gibt es nicht. Diesen Auftrag können wir nicht sausen lassen. Der muss raus.
Geschafft. Und das Glück ist perfekt. Jetzt bitte das Ergebnis feiern. Mit der Anerkennung für alle, die dabei waren. Die eigene Rolle so klein lassen, wie sie war. Sehr klug und sehr sympathisch. Jetzt und fürs ganze (Berufs)leben.
All das bringen frische Mütter und Väter mit, wenn sie nach der Elternzeit wieder starten. Ja, es sind überwiegend die Frauen, die sich das Jahr Babypause gönnen. Männer lassen es häufig noch bei den zwei Monaten. Aber langsam ändert sich auch hier etwas. In zarten 1-Prozent-Schrittchen holen Väter von Jahr zu Jahr auf. Immerhin acht Prozent Männer haben 2022 die Elternzeit so genommen, wie sie gedacht ist: sie nämlich mit ihrer Partnerin geteilt und sich etwa sechs Monate um das Kind gekümmert. Und noch eine Tatsache: Je größer die Stadt, in der der emanzipierte Mann lebt und je besser seine Ausbildung, um so größer die Chance, dass er wirklich Vater sein will.
Verlängerter Urlaub ist das nicht, was Mütter und Väter mit dem Neugeborenen und dem Baby im ersten Jahr erleben.
Im Gegenteil: Bestes Training in Führungsskills!
- Erkennen, was jemand braucht, der seine Bedürfnisse nicht klar äußert (Windel? Essen? Herumtragen?) In derJob-Übersetzung: Kundensignale wahrnehmen, sie in Angebote umsetzen, die genau passen.
- Priorisieren und noch mal Priorisieren (Einkaufen verschieben, weil Hose voll oder Magen leer). In der Job-Übersetzung:Meeting canceln und das weitermachen, was gestern liegen geblieben ist.
- Veränderung mögen und unterstützen (das Kleine will selber löffeln? Auch wenn viel danebengeht? Lass es zu!). In der Job-Übersetzung: Nicht alles selber machen wollen, weil Du es schneller und vielleicht (noch) besser kannst! Andere lernen lassen, ihnen etwas zutrauen. Aushalten, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Geht besser beim nächsten Versuch.
- Klare Rolle zeigen (Kinderarzt-Termine mit Impfen sind nicht nett, aber Mama/Papa führen dich dadurch). In der Job-Übersetzung: Manche Entscheidungen tun weh, sind aber nicht verhandelbar. Denn sie halten den Laden gesund.
Liste verlängern? Geht jederzeit. Denn die Kinder werden größer. Ich sage nur: Elternabend! Wer die erlebt, den kann kein langes Meeting mehr schrecken.